Ein Gastbeitrag der Autorin und Künstlerin Renate Rothe als Vorgeschmack auf ihr kommendes neues Geschichtenbuch. Vielen Dank für die Erlaubnis, eine gekürzte Version vorab unseren Lesern zur Verfügung zu stellen! Mehr zu Renate Rothe findet ihr auf Kunst und Buch sowie bei KänguRuh-Books. Und nun viel Spaß bei der wahren Geschichte des kleinen rumänischen Straßenhundes Muffin.
Ich sah ihn, verliebte mich in seine krummen Beine und wusste, der kleine rumänische Knopf wird keine leichte Aufgabe, dachte mir aber: “einfach kann jeder”. Bei meiner Mocca (aus der Slowakei) hat es schließlich auch geklappt. Die schlauen Hunde lassen sich aber viel Zeit mit dem Deutschlernen und dem damit verbundenen Gehorsam, gemäß dem Motto: “Ich nix verstehen”. Ist doch klug oder???
“Muffin”, so habe ich das kleine Krummbein getauft, kam letzte Woche Sonntag in unseren Haushalt und von dort direkt in die Badewanne. Schockzustände muss man positiv nutzen, habe ich mir gedacht. Vorher bekam er allerdings mehrere Küsschen von seiner großen Mitbewohnerin “Mocca”. Also, alles halb so schlimm. Dann war Toben im Garten angesagt und abends noch ein Spaziergang. Hier wurde sich gefürchtet und gefragt, wofür diese Gefahren gut sind. Darum landete des Nachts der Haufen auch auf den Badezimmerfliesen und nicht in der bedrohlichen Botanik.
Am nächsten Tag hat der kleine Macho schon alle Körbchen in sämtlichen Etagen belegt. Treppensteigen mit Anlauf nehmen und Kopf anstoßen sind für “Rambo” überhaupt kein Problem. Das hat “Mocca” bis heute nicht auf die Reihe bekommen. Die nächste Sensation, der zweite Haufen wurde im Garten drapiert. Das nennt man ein fortgeschrittenes Erfolgserlebnis. Liebesbeweise des Zwerges werden gnadenlos eingefordert. Wäre “Muffin” ein Rottweiler, wäre ich bereits mausetot.
Der dritte Tag, die nächsten zwei Haufen wurden mitten auf einen Gehweg im Wald gelegt, immerhin beim Spaziergang. Loben war angesagt, trotz des Faupax. Doch eine Frage stellte ich mir ständig: warum müffelt der Hund so, trotz Badewanne? Das Rätsel war schnell gelöst. Der kleine Muck ist ein Sitzpinkler und der Strahl geht nicht einfach durch die freie Mitte seiner krummen Beine, nein, er zielt geradewegs von hinten auf eines der krummen Beine nach vorne. Und weil alles so schön ist und die Freiheit so berauschend, muss sich doch mit seiner Hundeschwester noch in Entenscheiße gewälzt werden. Fein, da kommt doch Freude auf, das Glück meiner Hunde ist auch mein Glück… 😀
Eine Woche ist vergangen. “Muffin” reißt mittlerweise beim Pieseln sein Beinchen hoch als wollte er Yoga machen. Leider kippt er dabei fast immer zur Seite. “Mocca” und ich schauen uns gegenseitig an und denken Ähnliches :
“Ist halt ein Kerl, wenn auch ein winzig kleiner…”
Und doch sind wir Beide ganz vernarrt in diesen kleinen nervigen Schatz und wissen, dieses Glück auf vier krummen Beinen geben wir nie mehr wieder her !!!