Nun zum 4. Teil unserer Beitragsreihe. Thema: Nähte und Zusatzmaterialien.
Wenn wir unsere Hunde „an die Leine nehmen“ vertrauen wir der Leine, dem Geschirr oder dem Halsband das Leben unserer Fellnase an. Dies muss man sich wirklich mal ganz deutlich machen!
Umso erstaunter bin ich, wenn ich zum Beispiel auf einem Flohmarkt eine große Anzahl Hundehalter vor so manchen Stand mit „selbst genähten“ Hundehalsbändern und Leinen stehen sehe, die sich freuen ein vermeintliches Schnäppchen zu machen…
Natürlich ist nicht jeder Stand mit selbstgenähten Hundeartikeln schlecht, aber ich möchte euch hier mal ein paar Unterschiede aufzählen, damit ihr die Spreu vom Weizen trennen könnt bevor etwas passiert.
Nähte:
Was nützen die tollsten Materialien, wenn sie unzureichend vernäht werden. Das Nähgarn ist für die Haltbarkeit ebenso wichtig wie die Nahtführung. Schaut euch also die Nähte ganz genau an. Wenn das Nähgarn so dünn aussieht wie in eurem Nähkästchen mit dem ihr z.B. eure Blusen etc. repariert solltet ihr vorsichtig sein. Auch, wenn mit einem kleinen Stick sehr oft auf einer Stelle hin- und her genäht wurde ist Vorsicht angebracht. Macht euch immer klar; nähen ist eine Perforierung des Materials und mit kleinem Stick auf der Stelle nähen heißt das Material extrem zu durchlöchern.
Jetzt werft noch einen Blick auf die offenen Schnittkanten des Gurtbandes. Sind die Schnittkanten hart und liegen offen dar, oder sind die Kanten mit Nähgarn ummantelt und dadurch ohne scharfe Kanten?
Wir verwenden übrigens ein Polyester Multifilament Garn der Stärke 60 für alle Nähte und der Stärke 30 für Riegel an besonders beanspruchten Stellen die einer hohen Zugkraft ausgesetzt sind. Bereits das 60er Garn kann man mit der Hand nicht durchreißen. Die Stichlänge beträgt ca. 3 ½ Stiche pro 1 cm.
Schaut euch die Nähte und Schnittkanten genau an. Viel hilft nicht immer viel – viele, kleine Stiche und häufiges Verriegeln ist kein Zeichen von Haltbarkeit. Hört auch auf euer Bauchgefühl ob die Nähte vertrauensvoll aussehen.
Im Grunde haben wir jetzt alle Materialien, die für unsere Hundeaccessoires zwingend notwendig sind besprochen. Aber nun gibt es noch ein paar Materialien um die Halsbänder, Geschirre und Leinen zu verfeinern und den Tragekomfort zur steigern.
Man kann die Accessoires mit Fleece, Neopren oder Leder postern.
Fleece verwenden wir eigentlich nur als Innenmaterial bei unseren Hundemänteln. Als Polster für Halsbänder, Geschirre und Leinen verwenden wir Fleece nicht so gerne, weil es den starken Beanspruchungen an Halsbändern und Geschirren unserer Meinung nach nicht genügt. Als wärmendes Futter in unseren Hundemänteln ist es ein unschlagbares Material. Es ist leicht, weich und wärmt sehr gut. Und wenn es ganz extrem wärmen soll verwenden wir noch einen speziellen Thermofleece. Dieser spezielle Fleece ist wind und wasserabweisend und noch dicker als der „normale „Polarfleece.
Anstatt Fleece verwenden wir zum polstern Neopren der Stärke 1,5mm, der grundsätzlich doppelt genommen wird, also ein Polster von 3mm Stärke ergibt.
Neopren ist eigentlich der Markenname der Firma DuPont für Chloropren-Kautschuk, auch Polychloropren oder Chlorbutadien-Kautschuk genannt und ist ein Synthesekautschuk, der unter anderem für isolierende Sportbekleidung eingesetzt wird.
Neopren ist ein sehr vielseitig einsetzbares Material. Dehnbar, reißfest, Wetter- und Ozonbeständig, beständig gegen Seewasser, viele Chemikalien, Pilze und Bakterien.
Die Oberfläche wird mit farbigem Jersey (Nylon oder Lycra) kaschiert, wodurch die Oberfläche geschlossen und weniger anfällig für Beschädigungen wird.
Allerdings merkt sich Neopren jede Hitzebehandlung, indem es sich in eine erhöhte Vernetzungsdichte umsetzt. Das bedeutet also dass je öfter man Neopren ( zur Trocknung ) der direkten Sonneneinstrahlung aussetzt desto schneller wird das Neopren härter und dadurch steifer. Also bitte das Neopren immer einfach an der Luft trockenen lassen und nicht in der Sonne oder auf der Heizung.
Aufgrund seiner zähen, elastischen Konsistenz ist Neopren nicht einfach mit einer Haushalts-Nähmaschine zu verarbeiten. Man benötigt Industrienähmaschinen, besondere Nähgarne und spezielle Maschinennadeln. Das ist auch ein Grund warum viele das Neopren einfach kleben und gar nicht nähen. Wir verwenden keine Kleber, da der Kleber stark richt und dies die empfindlichen Hundenasen sehr stört.
Riecht einfach mal am Neopren. Wenn euch ein unangenehmer Geruch auffällt dann lasst die Finger davon. Denn wenn ihr den stechenden Geruch schon wahrnehmen könnt wird es für euren Hund eine richtige Belästigung sein.
Leder ist ein tolles Material zum Unterfüttern unserer Halsbänder, Leinen und auch von Geschirren. Es ist weich, anschmiegsam, sehr robust und strapazierfähig. Wir verwenden spezielles, geprägtes Rindleder zwischen 0,9 – 1,2 mm Stärke. Diese Materialstärke wird sonst nur in der Möbelindustrie für Sitzmöbel verwendet, also ein Bereich, wo es auf hohe Belastbarkeiten ankommt. Da wir das Leder nie offenkantig, sondern immer doppellagig verarbeiten entsteht so ebenfalls ein Polster von beachtlicher Stärke. In der Farbauswahl steht das Leder dem Neopren in nichts nach. Ob warme Erdtöne oder peppige Farben, wir haben immer eine große Farbpalette vorrätig.
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